16.01.2022

Predigten am 2. Sonntag im Jahreskreis C22

Liebe Schwestern und Brüder!

1. Die Tatsache, dass das Johannesevangelium diese Erzählung von der Hochzeit zu Kana am Anfang platziert, also bereits im zweiten Kapitel, dass diese Erzählung vom ersten öffentlichen Auftreten Jesu berichtet und dass es sich um das erste Zeichen Jesu handelt, macht deutlich, dass diese Erzählung programmatischen Charakter hat und dass sie hochsymbolisch ist. Sie ist eine wunderbare Komposition, voller Symbole und Anspielungen, die – einer Sinfonie gleich – viele Motive zu einem harmonischen Zusammenklang bringt, so dass am Ende eine Gesamtkomposition erklungen ist, die nachhaltig wirkt. Wenn Sie wollen: „Programmmusik“, das Programm Jesu verdichtet in einer Geschichte von der Hochzeit zu Kana. Schauen wir uns diese hochsymbolische Geschichte an:


2. Schon der Anfang: „Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt“. Freilich ist im jüdischen Brauchtum der dritte Tag der Hochzeitstag, also der Dienstag. Am Dienstag wurde geheiratet. Warum am Dienstag? Weil in der Schöpfungserzählung am dritten Tag zum ersten Mal von Gott gesagt wird: „Er sah, dass es gut war“. Und das soll eben gerade auch für die Ehe gelten, für den Bund, den zwei Menschen miteinander eingehen. Am dritten Tag fand also wie üblich die Hochzeit statt, an jenem Tag, an dem Gott sah, dass es gut war. Wird jetzt durch Christus alles gut? Für den christlichen Leser des Johannesevangeliums schwingt mit dem dritten Tag natürlich auch sofort der Auferstehungstag mit: „Am dritten Tage werde er auferstehen“. Somit wird der dritte Tag tatsächlich zu einem Tag, an dem alles gut wird. Und natürlich noch etwas schwingt mit: Auch bei dem Bundesschluss auf dem Sinai offenbart sich Gottes Herrlichkeit dem Mose am dritten Tag. Der dritte Tag ist also hier der Tag des Bundesschlusses, ein hochzeitlicher Tag, ein Tag des Bundes von Gott und Mensch: Gott sah, dass es gut war.


3. Und damit sind wir schon ganz in der Symbolik der Hochzeit angekommen. Wir haben es in der ersten Lesung gehört: „Nicht länger nennt man die ‚Die Verlassene‘ und dein Land nicht mehr ‚Das Ödland‘, sondern man nennt dich ‚Meine Wonne‘ und dein Land ‚Die Vermählte‘. Denn der Herr hat an dir seine Freude, und dein Land wird mit ihm vermählt.“ Dass das Johannesevangelium das erste öffentliche Auftreten Jesu auf einer Hochzeit platziert, hat programmatischen Charakter: In Christus erfüllt sich die alte Verheißung. In Christus wird der Bund mit Gott erneuert.


4. Und wie sieht diese Erneuerung aus? Zunächst: Über dem Ganzen liegt doch irgendwie ein Schatten. Ein Hochzeitsfest, das im Judentum über mehrere Tage gefeiert wurde, über dem also aus purer Freude und Ausgelassenheit eine Maßlosigkeit liegt, wird uns hier geschildert, das eben keine Maßlosigkeit kennt. Dieses Hochzeitsfest ist zu knapp bemessen. Schon bald geht der Wein aus. Und nicht nur das: Offensichtlich gibt es bei dem Fest auch einen Tafelmeister, der für die rechte Ordnung zu sorgen hat. Als man ihm den Wein zum Kosten bringt, den Jesus aus Wasser verwandelt hat, kann er seinen Unmut nicht zurückhalten und macht dem Bräutigam Vorwürfe: „Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.“ Das wirkt ein wenig oberlehrerhaft. Es wirkt alles ein wenig steif und eng. Ordnung muss sein. Kleinlich!


5. Und dann sind da die Wasserkrüge, die deshalb dastehen, weil sie der rituellen Reinigung dienen sollen, also dass man sich den Vorschriften entsprechenden vorher zu waschen hat. Und das ist wieder so ein hochsymbolischer Hinweis: Die Enge der vielen Reinigungsvorschriften, das geschmacklose Wasser. Das wirkt alt, knausrig, pedantisch, Und jetzt kommt die Erneuerung: Wasser wird in Wein verwandelt 600 Liter. Ein echtes Luxuswunder. Überfließend, maßlos, ungeheure Fülle. Endlich bekommt das Fest den Charakter jener Maßlosigkeit, die ihm die Weite und Freude wieder gibt. Und natürlich hört der christliche Leser sofort heraus, dass der Wein das Zeichen der Eucharistie ist, also das Zeichen der Hingabe Gottes. Daher diese Fülle: Gott gibt sich selbst, maßlos, überfließend vor Liebe, aus sich herausgehend, ganz und gar. Der erneuerte Bund ist nicht knausrig, nicht eingeengt durch eine Unzahl von Vorschriften, nicht knapp bemessen, er ist maßlos, überfließend von Gottes Herrlichkeit. Gott feiert Hochzeit mit uns Menschen. Und auch für ihn gilt: In guten und bösen Tagen, wie es sich später am Kreuz Christi zeigen wird.


6. Das erste Auftreten Jesu: Voller Symbolik. Der neue Bund in Christus, die Vermählung Gottes mit den Menschen durch Christus. Keine Reinigungskrüge mehr, sondern Gnade, Versöhnung. Kein Wasser mehr, sondern Wein in Fülle. Die überfließende Liebe Gottes. Musik in unsren Ohren.

Franz Langstein

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