27.12.2020

Predigt am Fest des Apostels und Evangelisten Johannes 2020

Liebe Schwestern und Brüder!

1. Ich möchte mal anfangs ganz unkonventionell fragen: Wie funktioniert eigentlich Kirche? Ich meine damit nicht die Strukturen, die Hierarchien, die Verwaltung, Dogmen, Kirchenrecht usw., sondern das innerste Wesen, das den Bestand der Kirche garantiert. Ich meine also den Glauben, der für die Kirche ja wesentlich ist. Wir funktioniert das also mit dem Glauben, so dass Kirche Bestand hat?


2. Der Glaube ereignet sich nicht nur schlüssige Beweise, sondern, und das ist der große Unterschied, durch Zeugnis. Der Beweis ist eine Sache der Logik und der Schlussfolgerungen, das Zeugnis ist persönlicher Natur. Der Beweis ist zwingend, das Zeugnis ruft in die Entscheidung und damit in die Freiheit. Der Beweis ist immer irgendwie was Äußerliches, das Zeugnis kann mich innerlich berühren.


3. Und genau deshalb ist uns auch die Heilige Schrift so bedeutsam, gerade deshalb, weil sie nichts beweist, sondern weil sie Zeugnis der ersten Christen ist; sie ist persönliches Zeugnis des Glaubens; sie spiegelt die Überzeugung der Urkirche wider. Noch ganz ursprünglich und echt.


4. Und wir feiern heute das Patronatsfest des Johannes des Evangelisten. Das ist so ein Zeuge des Glaubens. Unsere Kirche trägt seinen Namen. Nicht nur deshalb ist uns sein Zeugnis so wichtig und berührt uns. Wir haben vorhin in der ersten Lesung den Anfang des Ersten Johannesbriefes gehört. Der Autor dieses Briefes ist nicht unbedingt identisch mit unserem Namenspatron, dem Evangelisten Johannes, aber er kommt wohl aus der gleichen theologischen Schule. Seine Sprache verrät ihn. Da heißt es: „Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unsren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsre Hände angefasst haben, das verkünden wir: Das Wort des Lebens.“ Gleich zu Anfang stellt Johannes fest, dass er hier ein ganz persönliches Zeugnis seines Glaubens geben will: Mit eigenen Augen gesehen, geschaut, mit Händen angefasst.


5. So funktioniert Kirche: Durch die Weitergabe des persönlichen Glaubens durch persönliches Zeugnis. Die Heilige Schrift ist das persönliche Zeugnis der Autoren. Da hat es angefangen und durch alle Jahrhunderte hindurch hat nur so die Kirche überlebt.


6. Und dann steht da am Ende noch der unheimlich schöne Satz: „Was wir gesehen und gehört haben, das verkünden wir auch euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt.“ Das heißt: Das persönliche Glaubenszeugnis schenkt Anteil an dem, der bezeugt, so als wollte er sagen: „Ich bin vom Glauben überzeugt. Er ist mir bedeutsam und wichtig. Und ich möchte dich deshalb teilhaben lassen an dem, was mir wichtig ist.“ Das heißt: Das Glaubenszeugnis ist einladend und lädt ein in die Gemeinschaft der Zeugen, letztlich in die Gemeinschaft der Kirche.


7. So „funktioniert“ Kirche. Ihr Fortbestand wird nicht durch Strukturreformen gesichert, wenn das Glaubenszeugnis fehlt. Heute feiern wir das Fest des heiligen Johannes des Evangelisten, unseres Kirchenpatrons. Wir feiern das Fest eines herausragenden Glaubenszeugen, durch der durch die Jahrhunderte hindurch bis heute uns teilhaben lässt an seinem Glauben, dem apostolischen Glauben der Kirche.

Franz Langstein

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