26.01.2020

Predigt am 3. Sonntag im Jahreskreis A20

Mt 4,12-23

Liebe Schwestern und Brüder!

1. Das heutige Evangelium atmet den frischen Wind eines Neuanfangs. Über der ganzen Szenerie liegt eine Entschlossenheit, ein freudiger Optimismus, der ansteckend ist. Nachdem Matthäus in den Kindheitserzählungen Jesu verdeutlicht hat, dass dieses Kind der Messias ist, und nachdem in der Taufe am Jordan Jesus vom Vater als der geliebte Sohn ausgewiesen wurde, und nachdem Jesus in der Wüste den Versuchungen widerstanden hat und er eine intensive Zeit der  Klärung seines Lebensweges durchgestanden hat, wird es also nun Zeit, dass es endlich los geht. Jesus tritt nun endgültig aus der Verborgenheit heraus und kann mit Erfüllung seiner Sendung beginnen. Zeitpunkt und Ort werden genannt. Somit erhält dieser Beginn eine gewisse Feierlichkeit, ja heilsgeschichtliche Dimension: „Als man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, verließ Jesus Nazaret, um in Kafarnaum zu wohnen.“ Und Matthäus sieht in dem Ortswechsel nach Kafarnaum die alte Jesajaprophetie erfüllt und gibt damit diesem Neubeginn, der in Kafarnaum sich vollzieht, eine heilsgeschichtliche Bedeutung. „Das heidnische Galiläa, das Volk, das im Dunkeln lebt, hat ein helles Licht gesehen“. Seit der assyrischen Deportation unter Tiglat-Pileser 732 v.Chr. war dort eine heidnische Bevölkerung angesiedelt worden. Zurzeit Jesu allerdings dürfte es sich eher um eine Mischbevölkerung aus Heiden und Juden gehandelt haben. Aber egal: Der Anfang steht unter einer uralten Verheißung. Das Volk im Dunkeln sieht jetzt das Licht. Über dem ganzen liegt also der Hauch eines feierlichen, ja heiligen Neuanfangs durch Jesus. Man spürt förmlich den Tatendrang, das freudige Erwarten, den frischen Wind.  „Allem Anfang liegt ein Zauber inne“, wie es Hermann Hesse mal so schön gesagt hat.

 

2. Und man fühlt sich wohl erinnert an Anfänge, die sich im eigenen Leben zugetragen haben. Der Anfang der Schulzeit, der Anfang einer Ausbildungszeit oder eines Studiums, der Anfang des Berufslebens, der Anfang einer Beziehung, der Anfang der Gründung einer Familie usw. Solchen Anfängen liegt nicht nur ein Zauber inne, sondern auch eine Verheißung: Man hofft, dass das Leben gut wird, erfüllt wird, sinnvoll wird. Bei einem Besuch in einer Schulklasse wurde ich von einem 16jährigen Schüler gefragt, ob das ein besonderes Gefühl sei, Pfarrer zu sein. Ich sagte ihm, dass da mal was war, aber das ist wohl bei jedem: Und zwar: Ich ging 13 Jahre zu Schule, Klassenarbeiten, Prüfungen, Abitur. Dann sechs Jahre Studium: Wieder Prüfungen und Klausuren. Dann war ich vier Jahre Kaplan: Wieder Prüfungen. Und dann, als ich 1987 endlich Pfarrer war, da hatte ich so ein Gefühl: „Endlich geschafft“. Keine Prüfungen mehr. Das war so ein Gefühl eines Anfangs, dem eine Verheißung innewohnt und die mich beflügelt hat. Ich wollte gestalten, Ideen umsetzen, kreativ sein, mit Menschen zusammen „Kirche“ sein. Ich war beflügelt, weil man dem Leben traut, weil man irgendwie ahnt, dem Leben wohnt eine Verheißung inne. Es ist die Verheißung, die auch dem Leben Jesu innewohnte. Es ist eine Verheißung, die Leben erst ermöglicht; es ist nämlich die Verheißung, dass das je eigene Leben gut ist, dass es wertvoll ist, dass deshalb nichts umsonst sein wird, was wir an Gutem bewirken, an Liebe schenken, an Opfern bringen, an Aufmerksamkeit es nicht fehlen lassen, an Hilfe geben.  Dass das nicht umsonst sein wird: Erst diese Verheißung lässt uns leben.

 

3. Das dürfen wir heute hautnah dem Evangelium nachspüren. Der Anfang der Sendung Jesu. Und an dieser Verheißung hat sich nichts geändert. Durch die vielen Widerstände hindurch geht Jesus seinen Weg, selbst noch am Kreuz wohnt eine Verheißung in seinem Leben und in seinem Tod. Wir spüren, welche Lebensimpulse und welche Motivationen uns daraus erwachsen, wenn wir unser eigenes Leben immer auch unter einer großen Verheißung Gottes sehen.

Franz Langstein

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