13.04.2020
Liebe Schwestern und Brüder!
Am Ostermontag las ich das Evangelium und mir kamen dabei einige Gedanken, die ich gerne mit Ihnen teilen möchte:
Sie kennen das Evangelium vom Ostermontag: Die Geschichte von den Emmaus-Jüngern. Ein beeindruckendes und bewegendes Evangelium.
Zwei Jünger, so wird uns berichtet, sind am Ostersonntag unterwegs von Jerusalem nach Emmaus. Das heißt, sie sind vom Ort ihrer tiefsten Enttäuschung unterwegs zum Ort, der sich später als Ort neuer Hoffnung und neuen Lebens herausstellen sollte. Vom Ort der Kreuzigung Jesu zum Ort der Erfahrung des Auferstandenen.
Der Weg von Jerusalem nach Emmaus beträgt etwa 12 km, d.h. etwa drei Wegstunden. So lange brauchte es für die beiden Jünger, um aus der Niedergeschlagenheit, aus der Ungewissheit, aus dem Rätselhaften des Ganzen, zu einer neuen Sinngebung und neuer Hoffnung zu finden. Drei Stunden unterwegs sein.
Bei manch anderen können es drei Tage sein, drei Wochen, drei Monaten, mehrere Jahre. Wer weiß das schon, wie lange für den Einzelnen der Weg von „Jerusalem“ nach „Emmaus“ dauert? Auch jetzt: In der Corona-Krise: Wer weiß schon, wie lange das noch dauert? Wohin es sich entwickelt? Wann erreichen wir „Emmaus“, also den symbolischen Ort eines Endes des Rätselhaften und Dunklen, den symbolischen Ort neuen Anfangs und neue Lebens?
Drei Stunden etwa waren also die Emmausjünger unterwegs von Jerusalem nach Emmaus. Niedergeschlagen, ohne Hoffnung, zutiefst enttäuscht. „Wir hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde“, so drücken sie ihre Enttäuschung aus.
Aber sie gehen diesen Weg von Jerusalem nach Emmaus nicht allein. Ein Unbekannter gesellt sich zu ihnen. Er nimmt Anteil an ihrem Los. Er interessiert sich für ihr Schicksal. Er fragt nach, was sich denn ereignet habe und warum sie so niedergeschlagen seien. Das Interesse des Fremden ermutigt sie, ihre Geschichte zu erzählen, ihre Sorgen mitzuteilen, ihre Enttäuschungen ins Wort zu fassen.
Es ist auch in unseren Tagen schön zu sehen, wieviel Menschen kreativ werden, um sich anderer anzunehmen. Wie Menschen versuchen, einander zu helfen und Wege zu finden, dass sich niemand allein fühlen muss. Mögen es Anrufe sein, E-Mails oder andere Möglichkeiten des Internets, Kontakt aufzunehmen und Hilfen beim Einkaufen usw. Oft gesellen sich Unbekannte dazu, die Anteil nehmen.
Aber dabei bleibt es in der Geschichte nicht. Der Unbekannte versucht, die Situation der Emmaus-Jünger zu deuten. Er will klar machen, dass ihre Lebenssituation trotz allem entgegenstehenden Anschein Sinn macht und nicht bedeutungslos ist. Er legt ihnen die Schrift aus, d.h. er beruft sich auf Gottes Wort, um von daher dem Leben Sinn zu geben, auch in dieser dunklen Stunde.
Das ist ganz wichtig: Einem Menschen beistehen heißt auch immer, ihm das Gefühl zu geben: Dein Leben hat Bedeutung, ist sinnvoll, ist gut. So kann sich der Fremde, der sich dazu gesellt hat, als segensreich erweisen.
So gehen sie zusammen des Weges und sie erreichen ihren Heimatort Emmaus. Die Jünger laden den Unbekannten ein, er möge doch bei ihnen bleiben, denn der Tag hat sich schon geneigt. Der Unbekannte nimmt die Einladung an und setzt sich mit ihnen zu Tisch. Ein altes Zeichen tiefer Verbundenheit und Gemeinschaft. Da nimmt der Unbekannte Brot, sprach das Segensgebet und brach das Brot. Plötzlich, so heißt es, gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn. Es hat sich gezeigt, dass der Fremde, der die ganze Zeit bei ihnen war, der Auferstandene gewesen ist. Im Mahl gingen ihnen die Augen auf für seine Gegenwart.
Das ist ein aussagereiches Ende der Geschichte: Ein vertrautes Zeichen (Abendmahl) gibt ihnen die Gewissheit, dass er schon die ganze Zeit über bei ihnen gewesen ist.
Vielleicht fragen sich manche Menschen auch, wo denn Gott jetzt bleibt. Er scheint so schwer auszumachen zu sein. Wo finden wir ein Zeichen, dass er bei uns ist?
Ich freue mich schon riesig darauf, mit Ihnen wieder das Abendmahl zu feiern. Und möge es uns so gehen, wie den Jüngern von Emmaus, dass uns dann die Augen aufgehen: Stimmt, er ist da und er war da: Im Mitmenschen, der sich um mich gekümmert hat, der dafür gesorgt hat, dass ich nicht in Sorgen und Ängsten vergehe, der mir ein aufmunterndes Lächeln geschenkt hat, der ein gutes Wort für mich hatte, der mich durch medizinische Kunst und Pflege gerettet hat usw., usw.
Im Abendmahl gehen uns die Augen auf: Durch so viele Menschen hat Gott sein Versprechen war gemacht, bei uns zu sein. Und im Abendmahl empfangen wir die Gewissheit seiner Gegenwart. Es ist Herr gewesen, der uns Beistand. Das wünsche ich Ihnen.
Franz Langstein
Katholisches Pfarramt
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