08.03.2020
Mt 17,1-9
Liebe Schwestern und Brüder!
1. Diese Erzählung, die wir gerade als Evangelium gehört haben, wird in der Regel unter die Überschrift gestellt: „Verklärung Christi“. Um diese „Verklärung“ besser verstehen zu können, tut es not, eine Begriffsklärung herbeizuführen. Aus dem Griechischen heraus ergibt sich das Wort „Metamorphose“ und aus dem Lateinischen „Transfiguration“. Und die lateinische Bezeichnung des Festes „Verklärung des Herrn“ lautet auch: „In Transfiguratione Domini nostri Jesu Christi“. Metamorphose oder Transfiguration lassen sich besser übersetzen mit „Verwandlung“. Bei Metamorphose denken wir dabei vielleicht an eine Raupe, die sich zum Schmetterling verwandelt. Die beiden Vorsilben „Meta“ und „Trans“ verweisen auf eine Verwandlung im Sinne eines „über sich Hinausgehens, sich Übersteigens, zu etwas Höherem hin verwandeln werden.“ Wenn wir also dieses Evangelium in dem Sinn verstehen wollen, dass Jesus das rein Menschliche übersteigt und das Göttliche in ihm aufstrahlt, dann handelt es sich beim heutigen Evangelium um eine Offenbarungsgeschichte. Aber Vorsicht: Was wird offenbart? Gott? Nein, es wird offenbart, wer der Mensch Jesus eigentlich ist. Das Geheimnis des Menschen Jesus wird offenbart. Ähnlich wie ein Schmetterling offenbar macht, was immer schon auch in der Raupe angelegt war. Es geschieht also eine Transfiguration, bei der in Jesus etwas offenbar wird, was immer schon in ihm war. Seine Göttlichkeit. Jesus wird offenbart. Es wird das menschliche Geheimnis offenbart.
2. Und jetzt wird es interessant für uns. Denn diese Erzählung von der Verwandlung auf dem Berg ist im Matthäus-Evangelium eingebettet zwischen zwei Leidensankündigungen. Bevor Jesus mit den drei Jünger den Berg besteigt, hat er ihnen gesagt, dass er leiden und sterben werde. Und nachdem Jesus vom Berg herabgestiegen war, hat er ihnen zum zweiten Mal erzählt, dass er leiden und sterben werde. Und da mitten drin steht die Erzählung von der Verklärung auf dem Berg. Und das scheint mir dabei sehr wichtig zu sein.
3. Denn das Leiden, auf das Jesus zugeht, und von dem er zweimal ganz offen spricht, verdunkelt doch eher den Blick auf die Göttlichkeit Jesu. Selbst seine Jünger mochten das nicht glauben. Sie protestieren. Das kann nicht sein. Und jetzt spätestens sind wir bei uns angekommen.
4. Auf uns prasselt ja auch so vieles ein, dass es uns schwer macht, von uns größer zu denken als dass wir ein Spielball der Schickale sind. Die Erfahrungen von Leid und Vergänglichkeit, die Erfahrungen von Sinnlosigkeit und Zufälligkeit, die scheinbare Abwesenheit Gottes lassen doch in vielen Menschen eher das Gefühl aufkommen, dass ihr Leben mit Gott nichts zu tun hat. Der Blick verdunkelt sich. Der Mensch nimmt nicht mehr sein ureigenstes Geheimnis war. In ihm ist mehr als nur das Biologische. In ihm ist bereits schon jetzt eine Transfiguration angelegt. Johannes drückt es in einem seiner Briefe so wunderbar aus: „Wir heißen Kinder Gottes und sind es. Aber was wir einmal sein werden, ist noch nicht offenbar geworden.“ Deshalb war dieses Erlebnis auf dem Berg für die Jünger besonders wichtig: „Das ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören“, lautet die Stimme aus der Wolke. Vergesst es am Karfreitag nicht, wer dieser Mensch ist.
5. Uns kann es ähnlich gehen. Wir brauchen hin und wieder Ereignisse, Erlebnisse, von mir aus auch Gefühle, die in uns lebendig erhalten, wer wir im tiefsten Wesen eigentlich sind. Wir könnten das sonst sehr schnell vergessen und auch glauben, dass wir einfach nur ein Zufallsprodukt der Evolution sind. Im Lukas-Evangelium heißt es an der Stelle: „Als Jesus betete, wurde sein Gewand strahlend weiß“. Im Gebet erfährt der Mensch seine tiefe Würde. In ihm ist etwas, dass ihn befähigt, mit Gott zu kommunizieren. Die bewusste Gottesbeziehung macht das Geheimnis des Menschen aus. Wir tragen also schon in uns das göttliche Leben. Hin und wieder tut es gut, damit in Kontakt zu kommen.
Franz Langstein
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